Quer durch Südamerika

Quer durch Südamerika
Unsere Reiseroute

Sonntag, 6. November 2016

Kapitel 14 - ein Tag in La Paz


04.11.2016 Colchani, Uruguay nach La Paz, Uruguay

Nach dem frühen Aufstehen und Packen hat die Zeit gerade noch für einen Schluck Koka-Tee gereicht bevor uns Noel superpünktlich für die Fahrt zum Flughafen um 06:30 Uhr abgeholt hat. Das war eine knapp halbstündige Fahrt und wir kamen passend zur Öffnung des Eincheck-Schalters in dem schnuckeligen kleinen Flughafen von Uyuni an. Nach der Abgabe unseres Gepäcks, dessen Übergewicht, hier waren ja nur 20kg erlaubt, einfach ignoriert wurde, mussten wir noch die Flughafengebühr von 11 Bolivianos pro Person bezahlen. Die Sicherheitskontrolle war noch nicht offen, aber dafür gab es mal ein ausgesprochen gutes WLAN und Katja konnte wenigstens Lebenszeichen in Form von Twitternachrichten verschicken. Die Sicherheitskontrolle ging dann hauptsächlich von Hand, da der Durchleuchtungsapparat kaputt war. Ein bisschen gewundert über den Inhalt unserer Rucksäcke haben sie sich schon, war aber alles kein Problem. Nach kurzer Zeit war dann auch der Flieger da, das geht dann alles sehr schnell, die Passagiere steigen aus, Gepäck raus, neues Gepäck rein, Aufruf der Passagiere, Kontrolle der Flugzettel (sahen aus wie Kassenbons) und der Pässe, einsteigen und los geht’s. Der Bordservice wurde von einem einzigen jungen Mann durchgeführt, der alles sehr nett und zackig gemacht hat. Die Sicherheitsbelehrung fand in zwei Schritten statt, erst wörtlich und anschließend nochmal als Pantomime, war aber auch so gut zu verstehen. Der Bordservice bestand aus einer schnellen Runde von Getränkeausteilen, es gab zur Wahl Wasser ohne Kohlensäure, Kaffee oder Kaffee mit (sehr süßer) Milch. Und schon waren wir mit unserem Flug Z8 301 mit Amaszonas Airlines auch schon auf dem Hochplateau von El Alto über dem Talkessel von La Paz angekommen. Das Gepäckband zu finden war nicht schwer, an der Stelle an der uns der Bus ausgeladen hat, da gab es nur eins. Das Gepäck war auch schnell da und an der Tür hat uns schon Marco erwartet.
Keine Kassenzettel, Bordkarten!
Warteraum vor dem Gate
und innen

Unsere Maschine außen

Die Auswahl: Kaffee und Wasser
So schlimm war es gar nicht
Mit dem Fahrer ging es dann für uns erst mal bis zur oberen Haltestelle der gelben Linie der Teleferico und wir sind schön mit der Seilbahn (gebaut 2014 von der Firma Doppelmayer) hinunter in die Stadt geschwebt. Das war richtig toll, hat Spaß gemacht und wir haben gleich mal einen Eindruck von den Ausmaßen von La Paz bekommen.





Wir haben dann im Hotel Casa Fusion eingecheckt (zum Glück konnte Marco erklären warum wir keinen grünen Zettel, siehe Einreise nach Bolivien, hatten), das Zimmer war noch nicht ganz fertig und wir haben zur Überbrückung einen Tee und ein paar Kekse bekommen. Kurz darauf kam schon Xavier, unser Guide von HanaqPacha-Travels und hat uns abgeholt. Schnell noch die Taschen auf das inzwischen fertige Zimmer und los ging‘s.






Auch hier sind wir erstmal mit der gelben Bahn bis zur Endstation gefahren und dann mit der grünen noch weiter, wo uns der Fahrer Marvin erwartet hat. Mit ihm ging es dann zum Valle de la Luna, etwas außerhalb von La Paz. Auf dem Weg hinunter haben wir schon viel erzählt und erklärt bekommen, über die einzelnen Stadtteile, die Seilbahn und alles mögliche Sonstige auch noch. Die Seilbahn hat im Moment 3 Linien, gelb, grün und rot (wie die bolivianische Flagge) und ist die längste, als Massentransportsystem ausgelegte, Seilbahn der Welt. Alle 15 Sekunden verlässt eine Kabine die Station und sie wird am Tag von etwa 200.000 Menschen benutzt. Sie wird auch weiter ausgebaut und soll in ein paar Jahren auf 7 Linien anwachsen und so das Verkehrschaos in La Paz und zwischen La Paz und El Alto vermindern. Was natürlich den Kleinbus-Fahrern so gar nicht passt…

Im Valle de la Luna angekommen haben wir uns auf einen schönen Rundweg begeben. Was man hier sieht ist eine verwitterte Landschaft aus Schlamm und Lehm, von der Neil Armstrong in den 80igern bei einem Besuch gesagt haben soll, das hätte er auf dem Mond auch schon mal gesehen… Daher der Name, Tal des Mondes.


Der Rundgang ist sehr interessant, weil man einiges über die Geologie von La Paz lernt. Unter der Stadt und dem Tal gibt es unzählige unterirdische Flüsse, die tief im Untergrund Höhlen auswaschen, die dann ggf. einstürzen und mehr oder weniger tiefe Löcher zurücklassen. Es sollen schon ganze Häuser darin verschwunden sein. Zum Glück wurde bisher noch keiner dabei verletzt.



Weiter ging es zur Innenstadt, in der wir ein kleines Mittagessen eingenommen haben. Es gab zunächst einen kleinen Salat vom „Buffet“ (heißt: Eine Schüssel mit Avocado-Tomaten-Zwiebel-Salat, eine Schüssel mit geriebenen Karotten und eine Schüssel mit gebackener Banane), dann eine typisch bolivianische Suppe, danach gab’s 3 Hauptgerichte zur Auswahl, gebackene Schweinerippchen (war mehr Schweinebauch mit einem Stück Knochen dran), panierten Kuhmagen und Rinderhackfleisch mit scharfer Tomatensoße. Zu allen Essen in Bolivien gibt es „doppelte Kohlenhydrate“, soll heißen, Kartoffeln und Reis. Unser Rinderhack hatte Reis und getrocknete Kartoffeln als Beilage. In der Tiwanaku-Zeit (1500 v.Ch. - 300 n.Ch., also noch weit vor den Inkas, laut Führer 27 Jahrhunderte lang) hat man die Kartoffeln haltbar gemacht, indem man sie bei Frost nachts mit Wasser nass gemacht hat (so dass das Wasser gefroren ist) und tagsüber in die Sonne gelegt, so dass diese eingetrocknet und fast unbegrenzt haltbar wurden. Zum Essen kocht man die Kartoffeln einfach eine halbe Stunde in Salzwasser. Den Schweinebauch durften wir bei Marvin mal kosten, das wäre die bessere Wahl gewesen. Als Nachtisch gab es einen „Drink“, der durch das Auskochen eines getrockneten Pfirsichs zubereitet wurde. In Falle des Nachtischs wurde dieser noch mit etwas Maisstärke gebunden, ansonsten bekommt man das auch an vielen Straßenecken zu trinken.



Mittagessen mit typischen bolivianischen Speisen und frisch gemachter Limonade für 4 Personen für weniger als 12 EUR.

Deckenmalerei

Die Küche
Suppe


Hauptspeise
Nachtisch
Anschließend ging die Citytour weiter. La Paz ist unheimlich hügelig, aber die Tour war so organisiert, dass wir immer bergab gelaufen sind, von Marvin wieder eingesammelt wurden damit er uns an den nächsten Ausgangspunkt nach oben bringen konnten.
So waren wir am Hauptplatz mit dem Parlament und dem Präsidenten-Palast (Evo Morales arbeitet nur hier, das Wohnhaus des Präsidenten ist an einer anderen Stelle) und hier haben wir einiges über bolivianische Politik erfahren und über die Geschichte des Landes, die Freiheitskriege des 19. Jhd., die Kriege des 20. Jhd. erfahren. 1978 wurde Bolivien durch Chile angegriffen, weil die Briten Chile mit Waffen versorgt haben, damit Chile die bolivianischen Borax-Minen einnimmt, weil England dies unbedingt für die Waschmittelproduktion benötigt. San Pedro de Atacama, war bis zu diesem Zeitpunkt bolivianisch und gehört erst seit diesem Krieg zu Chile. Mit diesem Krieg hat Bolivien auch seinen Zugang zum Pazifik verloren, daher besitzt Bolivien auch immer noch eine Marineeinheit beim Militär, was für den ersten Eindruck etwas paradox wirkt, wie wenn Österreich eine Kriegsmarine aufbauen würde.
Auch wenn in La Paz der Regierungssitz ist und dort der Präsident lebt und arbeitet, ist La Paz nicht die Hauptstadt von Bolivien, das ist Sucre.


Weiter ging die Tour durch die Stadt zu dem weltberühmten San Pedro-Gefängnis, das man allerdings seit 2009 nicht mehr besuchen kann. Davor haben die Häftlinge Gefängnistouren für Touristen angeboten. Es handelt sich um ein Gefängnis, dass ca. 2000 Häftlinge bei nur 20 Angestellten hat und in dem sich die Gefangenen in 8 Sektoren selbst verwalten. Die Zellen bekommt man nicht zugewiesen, sondern man muss sich eine mieten. Die reicheren Häftlinge haben sich Apartments bauen lassen und Mietzellen, weil das Gefängnis nur für ursprünglich 400 Häftlinge gebaut wurde. Teile der Zusatzbauten überragen auch schon die Gefängnismauern. Auch sein Essen muss man selbst bezahlen und braucht entsprechend Geld. Einer der beliebtesten Jobs ist wohl Restaurantbesitzer. Die Insassen haben einen Exklusivvertrag mit Coca-Cola, die dafür Tische, Stühle und Schirme gestellt haben. Es soll aussehen wie in der Cola-Werbung. Wir haben sicherlich 45 min Geschichten über das Gefängnis erzählt bekommen, aber das wäre jetzt hier viel zu viel. Wen es interessiert einfach hier weiter lesen oder hier sehen. Wir konnten die Geschichten kaum glauben...

Danach ging es noch zum „Witches Market“ einem Teil der Stadt in dem man alles bekommt für die alten Rituale und um Patchamama („Die Mutter Erde“) gnädig zu stimmen. Das ist notwendig für Hochzeiten, Reisen, ganz wichtig, wenn man bauen will, sonst fangen die Bauarbeiter nicht an, da sie Angst haben, sie könnten beim Bauen sterben (Die Amerikaner müssen wohl einige Probleme mit dem Bau ihrer Botschaft gehabt haben, da die Bauarbeiter erst anfangen wollten zu arbeiten, nachdem ein Schamane die notwendige Zeremonie durchgeführt hat). Dazu benötigt man allerlei Utensilien, die man hier erwerben kann, Lama-Wolle, diverse Objekte, abgestimmt auf den Zweck, die dann auf einem speziellen Ofen verbrannt werden und ggf. für, z.B. den Hausbau getrocknete Lamaföten oder Lamababys (Lamas haben wohl oftmals Totgeburten oder Aborte, die einheimischen Sammeln die toten Tiere ein und trocknen diese zum Verkauf, es muss dafür kein Lama extra sterben). Nebenbei gibt es noch einen Haufen Esoterik-Krimskrams mit allerlei Pülverchen und Tinkturen, um einen Mann oder eine Frau zu bekommen, Abwehr von Bösem etc.



Als nächsten stand die Kirche San Francisco auf dem Programm, in der man leider nicht fotografieren darf. Sie ist wahnsinnig stark ausgeschmückt mit reichlich Prunk und Gold. Die Steine für den Bau stammen aus Tiwanaku (siehe Blog morgen), das eine heilige Stätte der dort lebenden Bevölkerung war und von den Spaniern zerstört wurde, um aus den Steinen 3 Kirchen zu bauen, zwei davon in La Paz.
An der Kirche wurden wir wieder abgeholt, um zur Talstation der roten Gondelbahn gebracht zu werden, mit der wir nach „El Alto“ (gehört offiziell nicht zu La Paz, auch wenn die zwei Städte in einander übergehen) auf 4096m hinaufgefahren sind.
Dort haben wir uns den zweiten Teil des „Witches Market“ angesehen, den Bereich in dem die Schamanen ihre Dienste anbieten. Hier gibt es eine ganze Reihe von Holzhütten mit unzähligen Räumen, die jeweils von einem Schamanen genutzt werden. Wenn vor der Hütte ein Feuer brennt ist offen. Hier kommen die Leute her, um ihre Opfergaben mit dem korrekten, zugehörigen Ritual verbrennen zu lassen. Dazu gehört auch, das Feuer und den Boden drum herum mit Alkohol zu begießen. Die Asche wird dann zu Hause vergraben. Wenn man ein Haus bauen möchte, dann mit dem getrockneten Lama.

Wieder zurück mit der Teleferico im Tal, ging es dann auf die Food-Tour, um originale bolivianische Spezialitäten zu entdecken. Leider war unser Hunger durch Mittagessen und Höhe nicht so besonders groß und angefangen hat das Ganze im Hauptmarkt mit „Api“ einem Getränk aus Mais und z.B. Kornblumen. Es gab roten Api aus rotem Mais (unser Favorit), hellen Api mit Zimt und Limettensaft und einem bräunlichen Api, in dem noch geschrotete Maiskörner schwimmen. Die Gläser sind groß und ersetzen locker mehr als eine Mahlzeit.  Dazu gab es eine in sehr heißem Fett ausgebackene Käse-Empanada, die durch die große Hitze groß aufgebläht wurde und die man bestreut mit Puderzucker ist. Sehr gut.
"Api"


Im nächsten Stopp gab es dann eine traditionelle Suppe aus getrockneten Kartoffeln, Gemüse und mit frittierter Schweinehaut. Auch sehr gut. Dritter Stopp war Pique Macho, das wir schon zwei Tage zuvor probieren durften, aber unser Guide hatte sich schon den ganzen Tag darauf gefreut und so sind wir noch mit ihm hierher gegangen, bevor wir beim nächsten Restaurant passen mussten. Hier hätte es noch gekochtes Schweinefleisch in scharfer Sauce gegeben, mit sehr großen Portionen, dann wäre es noch weiter gegangen zu einem Schweinefleisch-Sandwich und zuletzt in dem Markt zurück zu einer Tasse Tee, um den Magen zu beruhigen. Wir haben aber lieber abgebrochen, bevor wir all das gute Essen stehen lassen müssen und haben uns von Xavier ein sicheres Taxi aus dem Verkehrschaos heraussuchen lassen. 


Er hat dann den Preis verhandelt (ca. 2,50 EUR). Da die Taxis hier kein Taxameter haben, muss man zuvor den Betrag ausmachen. Der Taxisfahrer hat uns auch sehr schnell zu unserem Hotel gefahren und tatsächlich nur die zuvor ausgemachten 15 Bolivianos verlangt.
Wir haben noch unsere Sachen für den nächsten Tag vorbereitet, da wir um 8 Uhr aufbrechen wollten Richtung Peru und sind hundemüde ins Bett gefallen.
















3 Kommentare:

  1. Wahnsinnig interessant und alles so schön bunt! Toll, toll, toll 😂😘

    AntwortenLöschen
  2. was und wie auch immer gefährlich sein könnte, aber eine Gefahr besteht sicherlich nicht - Ihr könnt nicht Verhungern !!!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nein, verhungern ist hier nicht. Es ist eher schade, dass der Appetit bei der Höhe sehr nachlässt. Aber vielleicht ist das ja auch gut so...

      Löschen