04.11.2016 Colchani, Uruguay nach La Paz, Uruguay
Nach dem frühen Aufstehen und Packen hat die Zeit gerade
noch für einen Schluck Koka-Tee gereicht bevor uns Noel superpünktlich für die
Fahrt zum Flughafen um 06:30 Uhr abgeholt hat. Das war eine knapp halbstündige
Fahrt und wir kamen passend zur Öffnung des Eincheck-Schalters in dem
schnuckeligen kleinen Flughafen von Uyuni an. Nach der Abgabe unseres Gepäcks,
dessen Übergewicht, hier waren ja nur 20kg erlaubt, einfach ignoriert wurde,
mussten wir noch die Flughafengebühr von 11 Bolivianos pro Person bezahlen. Die
Sicherheitskontrolle war noch nicht offen, aber dafür gab es mal ein
ausgesprochen gutes WLAN und Katja konnte wenigstens Lebenszeichen in Form von
Twitternachrichten verschicken. Die Sicherheitskontrolle ging dann
hauptsächlich von Hand, da der Durchleuchtungsapparat kaputt war. Ein bisschen
gewundert über den Inhalt unserer Rucksäcke haben sie sich schon, war aber
alles kein Problem. Nach kurzer Zeit war dann auch der Flieger da, das geht
dann alles sehr schnell, die Passagiere steigen aus, Gepäck raus, neues Gepäck
rein, Aufruf der Passagiere, Kontrolle der Flugzettel (sahen aus wie
Kassenbons) und der Pässe, einsteigen und los geht’s. Der Bordservice wurde von
einem einzigen jungen Mann durchgeführt, der alles sehr nett und zackig gemacht
hat. Die Sicherheitsbelehrung fand in zwei Schritten statt, erst wörtlich und
anschließend nochmal als Pantomime, war aber auch so gut zu verstehen. Der
Bordservice bestand aus einer schnellen Runde von Getränkeausteilen, es gab zur
Wahl Wasser ohne Kohlensäure, Kaffee oder Kaffee mit (sehr süßer) Milch. Und
schon waren wir mit unserem Flug Z8 301 mit Amaszonas Airlines auch schon auf
dem Hochplateau von El Alto über dem Talkessel von La Paz angekommen. Das
Gepäckband zu finden war nicht schwer, an der Stelle an der uns der Bus
ausgeladen hat, da gab es nur eins. Das Gepäck war auch schnell da und an der
Tür hat uns schon Marco erwartet.
Keine Kassenzettel, Bordkarten! |
Warteraum vor dem Gate |
und innen |
Unsere Maschine außen |
Die Auswahl: Kaffee und Wasser |
So schlimm war es gar nicht |
Mit dem Fahrer ging es dann für uns erst mal
bis zur oberen Haltestelle der gelben Linie der Teleferico und wir sind schön
mit der Seilbahn (gebaut 2014 von der Firma Doppelmayer) hinunter in die Stadt
geschwebt. Das war richtig toll, hat Spaß gemacht und wir haben gleich mal
einen Eindruck von den Ausmaßen von La Paz bekommen.
Wir haben dann im Hotel Casa Fusion eingecheckt (zum Glück
konnte Marco erklären warum wir keinen grünen Zettel, siehe Einreise nach
Bolivien, hatten), das Zimmer war noch nicht ganz fertig und wir haben zur
Überbrückung einen Tee und ein paar Kekse bekommen. Kurz darauf kam schon
Xavier, unser Guide von HanaqPacha-Travels und hat uns abgeholt. Schnell noch
die Taschen auf das inzwischen fertige Zimmer und los ging‘s.
Auch hier sind wir erstmal mit der gelben Bahn bis zur
Endstation gefahren und dann mit der grünen noch weiter, wo uns der Fahrer
Marvin erwartet hat. Mit ihm ging es dann zum Valle de la Luna, etwas außerhalb
von La Paz. Auf dem Weg hinunter haben wir schon viel erzählt und erklärt
bekommen, über die einzelnen Stadtteile, die Seilbahn und alles mögliche Sonstige auch noch. Die Seilbahn hat im Moment 3 Linien, gelb, grün und rot
(wie die bolivianische Flagge) und ist die längste, als Massentransportsystem
ausgelegte, Seilbahn der Welt. Alle 15 Sekunden verlässt eine Kabine die Station
und sie wird am Tag von etwa 200.000 Menschen benutzt. Sie wird auch weiter
ausgebaut und soll in ein paar Jahren auf 7 Linien anwachsen und so das
Verkehrschaos in La Paz und zwischen La Paz und El Alto vermindern. Was
natürlich den Kleinbus-Fahrern so gar nicht passt…
Im Valle de la Luna angekommen haben wir uns auf einen
schönen Rundweg begeben. Was man hier sieht ist eine verwitterte Landschaft aus
Schlamm und Lehm, von der Neil Armstrong in den 80igern bei einem Besuch gesagt
haben soll, das hätte er auf dem Mond auch schon mal gesehen… Daher der Name,
Tal des Mondes.
Der Rundgang ist sehr interessant, weil man einiges über die
Geologie von La Paz lernt. Unter der Stadt und dem Tal gibt es unzählige
unterirdische Flüsse, die tief im Untergrund Höhlen auswaschen, die dann ggf.
einstürzen und mehr oder weniger tiefe Löcher zurücklassen. Es sollen schon
ganze Häuser darin verschwunden sein. Zum Glück wurde bisher noch keiner dabei verletzt.
Weiter ging es zur Innenstadt, in der wir ein kleines
Mittagessen eingenommen haben. Es gab zunächst einen kleinen Salat vom „Buffet“
(heißt: Eine Schüssel mit Avocado-Tomaten-Zwiebel-Salat, eine Schüssel mit
geriebenen Karotten und eine Schüssel mit gebackener Banane), dann eine typisch
bolivianische Suppe, danach gab’s 3 Hauptgerichte zur Auswahl, gebackene Schweinerippchen
(war mehr Schweinebauch mit einem Stück Knochen dran), panierten Kuhmagen und Rinderhackfleisch
mit scharfer Tomatensoße. Zu allen Essen in Bolivien gibt es „doppelte
Kohlenhydrate“, soll heißen, Kartoffeln und Reis. Unser Rinderhack hatte Reis
und getrocknete Kartoffeln als Beilage. In der Tiwanaku-Zeit (1500 v.Ch. - 300
n.Ch., also noch weit vor den Inkas, laut Führer 27 Jahrhunderte lang) hat man die Kartoffeln haltbar gemacht,
indem man sie bei Frost nachts mit Wasser nass gemacht hat (so dass das Wasser
gefroren ist) und tagsüber in die Sonne gelegt, so dass diese eingetrocknet und
fast unbegrenzt haltbar wurden. Zum Essen kocht man die Kartoffeln einfach eine
halbe Stunde in Salzwasser. Den Schweinebauch durften wir bei Marvin mal
kosten, das wäre die bessere Wahl gewesen. Als Nachtisch gab es einen „Drink“,
der durch das Auskochen eines getrockneten Pfirsichs zubereitet wurde. In Falle des
Nachtischs wurde dieser noch mit etwas Maisstärke gebunden, ansonsten bekommt
man das auch an vielen Straßenecken zu trinken.
Mittagessen mit typischen bolivianischen Speisen und frisch gemachter Limonade für 4 Personen für weniger als 12 EUR.
Deckenmalerei |
Die Küche |
Suppe |
Hauptspeise |
Nachtisch |
Anschließend ging die Citytour weiter. La Paz ist unheimlich
hügelig, aber die Tour war so organisiert, dass wir immer bergab gelaufen sind,
von Marvin wieder eingesammelt wurden damit er uns an den nächsten Ausgangspunkt
nach oben bringen konnten.
So waren wir am Hauptplatz mit dem Parlament und dem
Präsidenten-Palast (Evo Morales arbeitet nur hier, das Wohnhaus des Präsidenten
ist an einer anderen Stelle) und hier haben wir einiges über bolivianische Politik erfahren
und über die Geschichte des Landes, die Freiheitskriege des 19. Jhd., die
Kriege des 20. Jhd. erfahren. 1978 wurde Bolivien durch Chile angegriffen, weil
die Briten Chile mit Waffen versorgt haben, damit Chile die bolivianischen Borax-Minen
einnimmt, weil England dies unbedingt für die Waschmittelproduktion benötigt. San
Pedro de Atacama, war bis zu diesem Zeitpunkt bolivianisch und gehört erst
seit diesem Krieg zu Chile. Mit diesem Krieg hat Bolivien auch seinen Zugang
zum Pazifik verloren, daher besitzt Bolivien auch immer noch eine Marineeinheit
beim Militär, was für den ersten Eindruck etwas paradox wirkt, wie wenn
Österreich eine Kriegsmarine aufbauen würde.
Auch wenn in La Paz der Regierungssitz ist und dort der
Präsident lebt und arbeitet, ist La Paz nicht die Hauptstadt von Bolivien, das
ist Sucre.
Weiter ging die Tour durch die Stadt zu dem weltberühmten
San Pedro-Gefängnis, das man allerdings seit 2009 nicht mehr besuchen kann. Davor haben die Häftlinge Gefängnistouren für Touristen angeboten. Es handelt
sich um ein Gefängnis, dass ca. 2000 Häftlinge bei nur 20 Angestellten hat und
in dem sich die Gefangenen in 8 Sektoren selbst verwalten. Die Zellen bekommt
man nicht zugewiesen, sondern man muss sich eine mieten. Die reicheren Häftlinge
haben sich Apartments bauen lassen und Mietzellen, weil das Gefängnis nur für ursprünglich 400 Häftlinge gebaut wurde. Teile der Zusatzbauten überragen auch schon die
Gefängnismauern. Auch sein Essen muss man selbst bezahlen und braucht entsprechend Geld.
Einer der beliebtesten Jobs ist wohl Restaurantbesitzer. Die Insassen haben
einen Exklusivvertrag mit Coca-Cola, die dafür Tische, Stühle und Schirme gestellt
haben. Es soll aussehen wie in der Cola-Werbung. Wir haben sicherlich 45 min
Geschichten über das Gefängnis erzählt bekommen, aber das wäre jetzt hier viel
zu viel. Wen es interessiert einfach hier weiter lesen oder hier sehen. Wir konnten die Geschichten kaum glauben...
Danach ging es noch zum „Witches Market“ einem Teil der
Stadt in dem man alles bekommt für die alten Rituale und um Patchamama („Die
Mutter Erde“) gnädig zu stimmen. Das ist notwendig für Hochzeiten, Reisen, ganz
wichtig, wenn man bauen will, sonst fangen die Bauarbeiter nicht an, da sie Angst
haben, sie könnten beim Bauen sterben (Die Amerikaner müssen wohl einige
Probleme mit dem Bau ihrer Botschaft gehabt haben, da die Bauarbeiter erst
anfangen wollten zu arbeiten, nachdem ein Schamane die notwendige Zeremonie durchgeführt
hat). Dazu benötigt man allerlei Utensilien, die man hier erwerben kann,
Lama-Wolle, diverse Objekte, abgestimmt auf den Zweck, die dann auf einem
speziellen Ofen verbrannt werden und ggf. für, z.B. den Hausbau getrocknete
Lamaföten oder Lamababys (Lamas haben wohl oftmals Totgeburten oder Aborte, die
einheimischen Sammeln die toten Tiere ein und trocknen diese zum Verkauf, es
muss dafür kein Lama extra sterben). Nebenbei gibt es noch einen Haufen
Esoterik-Krimskrams mit allerlei Pülverchen und Tinkturen, um einen Mann oder
eine Frau zu bekommen, Abwehr von Bösem etc.
Als nächsten stand die Kirche San Francisco auf dem
Programm, in der man leider nicht fotografieren darf. Sie ist wahnsinnig stark
ausgeschmückt mit reichlich Prunk und Gold. Die Steine für den Bau stammen aus
Tiwanaku (siehe Blog morgen), das eine heilige Stätte der dort lebenden
Bevölkerung war und von den Spaniern zerstört wurde, um aus den Steinen 3
Kirchen zu bauen, zwei davon in La Paz.
An der Kirche wurden wir wieder abgeholt, um zur Talstation
der roten Gondelbahn gebracht zu werden, mit der wir nach „El Alto“ (gehört
offiziell nicht zu La Paz, auch wenn die zwei Städte in einander übergehen) auf
4096m hinaufgefahren sind.
Dort haben wir uns den zweiten Teil des „Witches Market“
angesehen, den Bereich in dem die Schamanen ihre Dienste anbieten. Hier gibt es
eine ganze Reihe von Holzhütten mit unzähligen Räumen, die jeweils von einem
Schamanen genutzt werden. Wenn vor der Hütte ein Feuer brennt ist offen. Hier
kommen die Leute her, um ihre Opfergaben mit dem korrekten, zugehörigen Ritual
verbrennen zu lassen. Dazu gehört auch, das Feuer und den Boden drum herum mit
Alkohol zu begießen. Die Asche wird dann zu Hause vergraben. Wenn man ein Haus
bauen möchte, dann mit dem getrockneten Lama.
Wieder zurück mit der Teleferico im Tal, ging es dann auf
die Food-Tour, um originale bolivianische Spezialitäten zu entdecken. Leider
war unser Hunger durch Mittagessen und Höhe nicht so besonders groß und
angefangen hat das Ganze im Hauptmarkt mit „Api“ einem Getränk aus Mais und z.B. Kornblumen. Es gab
roten Api aus rotem Mais (unser Favorit), hellen Api mit Zimt und Limettensaft
und einem bräunlichen Api, in dem noch geschrotete Maiskörner schwimmen. Die
Gläser sind groß und ersetzen locker mehr als eine Mahlzeit. Dazu gab es eine in sehr heißem Fett ausgebackene
Käse-Empanada, die durch die große Hitze groß aufgebläht wurde und die man
bestreut mit Puderzucker ist. Sehr gut.
"Api" |
Im nächsten Stopp gab es dann eine traditionelle Suppe aus getrockneten
Kartoffeln, Gemüse und mit frittierter Schweinehaut. Auch sehr gut. Dritter
Stopp war Pique Macho, das wir schon zwei Tage zuvor probieren durften, aber
unser Guide hatte sich schon den ganzen Tag darauf gefreut und so sind wir noch
mit ihm hierher gegangen, bevor wir beim nächsten Restaurant passen mussten.
Hier hätte es noch gekochtes Schweinefleisch in scharfer Sauce gegeben, mit
sehr großen Portionen, dann wäre es noch weiter gegangen zu einem
Schweinefleisch-Sandwich und zuletzt in dem Markt zurück zu einer Tasse Tee, um
den Magen zu beruhigen. Wir haben aber lieber abgebrochen, bevor wir all das
gute Essen stehen lassen müssen und haben uns von Xavier ein sicheres Taxi aus
dem Verkehrschaos heraussuchen lassen.
Er hat dann den Preis verhandelt (ca.
2,50 EUR). Da die Taxis hier kein Taxameter haben, muss man zuvor den Betrag
ausmachen. Der Taxisfahrer hat uns auch sehr schnell zu unserem Hotel gefahren
und tatsächlich nur die zuvor ausgemachten 15 Bolivianos verlangt.
Wir haben noch unsere Sachen für den nächsten Tag
vorbereitet, da wir um 8 Uhr aufbrechen wollten Richtung Peru und sind
hundemüde ins Bett gefallen.
Wahnsinnig interessant und alles so schön bunt! Toll, toll, toll 😂😘
AntwortenLöschenwas und wie auch immer gefährlich sein könnte, aber eine Gefahr besteht sicherlich nicht - Ihr könnt nicht Verhungern !!!
AntwortenLöschenNein, verhungern ist hier nicht. Es ist eher schade, dass der Appetit bei der Höhe sehr nachlässt. Aber vielleicht ist das ja auch gut so...
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