Quer durch Südamerika

Quer durch Südamerika
Unsere Reiseroute

Donnerstag, 10. November 2016

Kapitel 16 – Auf dem Titikaka-See


06.11.2016 – Puno, Peru, Titikaka-See und Schwimmende Inseln

Da um 6:50 schon ein Fahrer uns vom Hotel abholen sollte, gab’s zum Frühstück nur einen Koka-Tee, das Buffet müssen wir dann morgen ausgiebig testen.

Ein sehr netter älterer Herr mit sehr gutem Englisch hat uns dann in Empfang genommen und zum Pier in Puno gefahren, an dem die Ausflugsboote ablegen. Unser Guide für den Tag hatte eine Gruppe von ca. 20 Personen zu betreuen und traf mit der Mehrzahl der Mitreisenden in einem Bus ein. Da wir die ersten waren konnten wir uns nach möglichst guten Plätzen erkundigen, die sind auf der linken Seite des Bootes, d.h. damit immer auf der sonnenabgewandten Seite. Auf das Schiff passen ca. 30 Personen, es hat eine Toilette, die aber „nur für Pipi, nicht für Popo“ ist und es gibt eine Sauerstoffflasche an Bord bei Problemen mit der Höhe, es sind hier immerhin auch 3800m.
Nach einer kurzen Vorstellung und Begrüßung, immer abwechselnd auf spanisch und auf englisch,  ging’s dann auch schon auf zu den schwimmenden Inseln der Urus.
Eintrittskartenverkauf
An der Einfahrt zu ihrem Gebiet haben die Urus eine Verkaufsstelle für die Tickets eingerichtet und das Boot muss hier erst einmal anhalten. Verkauft werden die Tickets vom Stammespräsidenten, der auch die Ausflugsboote auf die einzelnen Inseln verteilt, so dass jede Insel und die darauf lebenden Gemeinschaft aus 3-10 Familien gleichmäßig von den Touristen profitiert.



Nach dem Anlegen an einer der Inseln wurden wir vom Inselpräsidenten empfangen, der zusammen mit weiteren Bewohnern demonstriert hat, wie man eine schwimmende Insel baut, nämlich aus den Wurzelballen des außen herum wachsenden Schilfs, die mit Nylonseilen zusammengebunden werden und darauf kommt eine Deckschicht aus Schilf, so dass die Insel am Ende ca. 3 Meter dick ist. Bauszeit ca. 2 Jahre, die Inseln halten aber nur ca. 10 Jahre. Es gab dann noch die Fische, die gefangen werden, zu bestaunen, getrocknete Vögel, die gejagt wurden und es wurde ein kleiner Einblick in die Lebensweise der Urus gegeben. (Außerdem wurde darum gebeten keine Süßigkeiten an die Kinder zu verteilen, da es keinen Zahnarzt gibt, und den Kindern kein Geld zu geben, damit sie nicht anfangen zu betteln).

Der Inselpräsident erklärt warum
die Inseln schwimmen.
Schilf, schmeckt wie wässriger Sellerie
So werden die Inseln gebaut.
Bauzeit : ca. 2 Jahre

Handarbeiten der Uros
Eine fertige Insel im Model
Getrocknete Vögel, Eier 
und Fische aus dem See dienen als Nahrung
Anschließend wurden wir (für 10 Soles; ca. 3 EUR) eingeladen auf dem Strohschiff (ähnlich dem Kontikifloß) eine Runde mitzufahren. Der Inselpräsident meinte das Geld würde dringend benötigt, um neue Seile zu kaufen und für Arztkosten. Die Fahrt war jetzt nicht besonders spannend, aber ganz nett. Abkassiert wurde in der Mitte der Fahrt, das war ziemlich clever. Für nette Unterhaltung unterwegs haben die mitfahrenden Uro-Kinder gesorgt.




Anschließend durften wir ein Haus von innen besichtigen, wobei uns auch einige Handwerksstücke der Hausbesitzerin vorgeführt und zum Kauf angeboten wurden. Es waren ein paar schöne Stücke dabei uns so haben wir uns für eine Stickerei mit Inka-Mythologie entschieden. Wir mussten auch gar nicht groß handeln, die Dame ist einfach von alleine immer weiter mit dem Preis runtergegangen, was wir gar nicht unbedingt wollten.
Der nächste Stopp war auf einer schwimmenden Restaurantinsel mit kleinem Shop. Es war ja erst kurz nach 10 und Essen sollte es woanders geben, aber in dem Shop gab es Titikakasee-Stempel für den Reisepass als Souvenir. Außerdem wurde hier Teigfladen in heißem Öl ausgebacken, als Snack und Frühstücksersatz haben die sehr gut geschmeckt (1 Stück = 1 Soles = ca. 30 Cent).

Dann begann eine ca. 80-Minütige ereignislose Bootsfahrt zur Insel Taquile.
Was wir erst seit gestern wussten, der Ausflug auf die Insel war als Wanderung ausgelegt, mit einem sehr steilen Anfangsstück und auch einem recht steilen Abwärtsstück zu einem anderen Hafen. Essen gab es oben in der Mitte… und da musste man erst einmal hinkommen. 
Der Weg hoch war für Fitte ganz gut zu laufen. Der gesamte Weg ist mit Steinplatten ausgelegt und benötigt keine weitere Geschicklichkeit, aber jede Menge Luft. Von knapp über 3800m auf knapp unter 4000m hoch zu laufen ist ganz schön anstrengend und nur durch die Aussicht auf was zu Essen und zu Trinken zu meistern. Erstaunlich war, je durchtrainierter die Leute aussahen, desto schneller haben sie schlapp gemacht. Also hier seinen Urlaub beginnen zu wollen ist definitiv keine gute Idee, langsam an Höhe zu gewinnen ist eindeutig notwendig.
Unterwegs kamen einem Schafherden entgegen (die sich keine Gedanken über Wanderer und Vorfahrtsregeln machen), aber man hatte einen sehr schönen Blick auf den See und die umgebenden Berge (sofern man am Horizont ein Ufer erahnen kann) und gewinnt einen Eindruck von der Landwirtschaft, die hier betrieben wird. 
Der Inselpräsident kontrolliert die Tickets

Maisfeld
wahrscheinlich Quinoa






Es wurde schon daran gedacht 5-Sterne Hotels zu bauen und eine Seilbahn über die Insel zu ziehen, aber die UNESCO hat es geschafft, die Bewohner der Insel davon zu überzeugen, alte Inka-Traditionen zu bewahren und auf diese Weise Touristen als Tagesgäste anzulocken.
So werden die Felder nur von Hand bearbeitet, keine künstlichen Dünger eingesetzt (also voll Bio). Angebaut werden im ersten Jahr Kartoffeln, im zweiten dann Quinoa und anschließend noch Mais, dann wir 3 Jahre lang nichts angepflanzt, um die Erde zu regenerieren.
Mittags gab es dann ein Biomenü aus Quinoa-Suppe, gebratener Lachsforelle aus dem Titicaca-See (wurde wohl vor 6 Jahren aus Canada importiert, weil die einheimischen Fische zu wenig wurden) mit Reis und Kartoffel und einem Tee aus einer nur hier heimischen Minzart mit einem Coca-Blatt. Die Lachsforelle hat wirklich erstklassig geschmeckt. Angeblich liegt es daran, das der Titicaca-See fünf Zuflüsse, aber keinen Abfluss hat. Somit liegt der Salzgehalt bei ca. 1% und damit höher als gewöhnlich.
Außerdem gab es noch Vorführungen in Weben, Herstellung von Waschmittel aus heimischen Pflanzen, Feldumgraben mit alter Inka-Grabschaufel, heimischen Tänzen, zu Ehren von Patchamama und einen Hochzeitstanz (ob die echt sind oder nur für Touristen erfunden wurden, konnte wir nicht erkennen) und stricken, letzteres wird nur und ausschließlich von den Männer betrieben.
Ganz wichtig ist die Mütze, die die Männer tragen. Ist sie rot und weiß sind sie unverheiratet und nach der Hochzeit muss Mann sich eine rote Mütze stricken. Ein weiteres Ergebnis der UNESCO-Bemühungen ist, dass man sich hier auf dieser Insel kein Land kaufen kann. Wenn man hier leben und arbeiten möchte, geht dies nur durch Heirat. Vorher muss man als Mann aber erst mal Stricken lernen und sich seine eigene Mütze stricken. Denn wer nicht stricken kann, bleibt hier Single.
Anschließend ging es weiter über den Hauptplatz zurück zum Schiff, über einen ganz schön steilen Weg, über den alle Güter von der Inselbevölkerung vom Hafen aus auf dem Rücken den Berg hinauf getragen werden. Allerdings mit Pausen, denn auch die einheimischen müssen ganz schön schnaufen, wenn sie zu ihren Häusern oben auf der Insel möchten.

Katja ist übrigens auf dem Boot geblieben, das wurde als Option auch angeboten, und hat auch einiges dabei erlebt. Eigentlich sollte das Boot etwa 1,5h Stunden im Anlegehafen liegen bleiben und dann zu dem Anleger wechseln, zu dem die Gruppe wieder zurück kommen würde. Kurz nach Abmarsch der Gruppe kam aber schon ein Mann mit einer älteren Dame vom Berg zurück und hat gefragt, ob man sie mitnehmen könne. Der Mutter ging es nicht gut und so wurde schnell und unproblematisch geholfen. Die Fahrt um die Insel war auch sehr schön und hat schöne Aussichten gewährt.
Am neuen Anleger dann war viel mehr los als am ersten Punkt. Hier war wohl der Umschlagplatz für alles mögliche. Und da es ja besagte Seilbahn nicht gibt, wird alles per Hand bzw. auf dem Rücken transportiert, auch mal 2 Colakästen übereinander. Das wird alles in ein großes Tuch eingeschlagen und die Tuchenden über der Brust verknotet. Das sah nicht ganz einfach aus.
Als nächstes kam dann ein Mann an Bord, der sich irgendwie die Hand verletzt hatte. Was genau passiert ist, ist unbekannt, entweder hat er in was Giftiges reingefasst oder ist gebissen worden, auf jeden Fall hat er den restlichen Nachmittag seine Hand in Eiswasser gebadet...
Die nächste Aufregung dann als eine Familie an Bord kam, Deutsche, deren Papa wohl Anzeichen von Höhenkrankheit hatte. Ihm wurde mit der Sauerstoffflasche geholfen, aber richtig gut sah er nicht aus. Das Gespräch unter der Familie hat sich dann auch die ganze Zeit um dieses Thema gedreht und man hat dem Reiseveranstalter vorgeworfen, dass man die Tour hätte wohl so nie planen dürfen, es war wohl keinerlei Anpassungszeit eingeplant gewesen und die Probleme vor Ort mussten von der Familie anscheinend hauptsächlich selbst gemeistert werden. Auf Nachfrage wer denn der Tourveranstalter sei: eine Firma aus der Nähe von München, Enchanting Travels!
Der Familie geht es ähnlich wie uns, die Betreuung durch die Tourveranstalter vor Ort: top, aber der Anspruch an die deutsche Firma: eher enttäuscht. Was uns gewundert hat, war aber, dass eine der Töchter anscheinend Ärztin war, die hätte das Problem an sich ja auch in Betracht ziehen müssen, Eigenverantwortung gehört natürlich auch dazu. Gut, dass Katja vor den großen Reisen immer eine Excel-Tabelle mit den wichtigsten Eckpunkten der Reise macht. Da hat sie diesmal auch die Höhenmeter unserer Aufenthaltsorte eingetragen und in der Hinsicht war die Reise wirklich prima geplant, also bei uns kein Problem.

Die Fahrt zurück war genauso ereignislos wie die Hinfahrt und um 16 Uhr waren wir wieder zurück in Puno. Erst war nicht ganz klar wo wir hin müssen, aber Fausto hat dann alle mit zum Eingang des Piers genommen und auf die passenden Wagen und Busse verteilt. Wir haben uns gefreut, dass uns Eduardo wieder abgeholt hat. Er ist ein sehr netter Mann, sehr höflich, zuvorkommen, spricht sehr gutes und sehr verständliches Englisch und hat unterwegs wirklich interessante Dinge erzählt, also nicht nur das übliche, rechts sehen sie das und links das, sondern auch ein bisschen weiter ausgeholt über Hintergründe oder aktuelle Themen. Sehr angenehm.

Im Hotel angekommen, haben wir uns nach kurzem Aufenthalt auf dem Zimmer in die Bar gesetzt und uns einen Pisco Sour genehmigt. Das Zeug ist echt lecker.
Vor dem Abendessen sind wir nochmal kurz zurück aufs Zimmer, Stefan hat noch ein bisschen gebloggt, Katja Bilder hochgeladen. Das gute (bezahlte) Internet musste genutzt werden. Katja hat dann ein kleines Nickerchen gemacht und dann sind wir zum Abendessen wieder in die Alma. Wie alle Hotels, die wir uns ausgesucht haben, lag auch das irgendwie zu weit weg vom Schuss, um etwas anderes zu machen. Da hätten wir wohl besser aufpassen müssen. 
Es gab diesmal keine Vorspeise, wir wollten lieber mal die Nachspeisen testen und so hatten wir heute, einen leckeren Salat mit Schinken, Palmherzen, frittiertem Käse, Tomaten, grünem Salat in einem Golden Berry Dressing, dazu die guten peruanischen Kartoffeln und gefülltes Alpaka mit Quinoapuree und Gemüse. Dazu ein Glas sehr trockenen peruanischen Sekt, der sehr an Champagner erinnert hat. Zum Nachtisch gab es dann eine Koka-Creme Brullee mit Minze und Obst und eine Kaktusfeigen-Panna cotta, die allerdings etwas gewöhnungsbedürftig im Geschmack war.

Vorteil des Essens im Hotel allerdings: es war nah, es war gut und wir sind früh ins Bett gekommen.  

4 Kommentare:

  1. Der See, auch wenn der Name etwas eigenartig klingt, macht einen sehr interessanten Eindruck. Und die vielen farbenfreudigen Kleidungsstücke - super

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Ute, ja, bei den Uros war es total nett. Die vermarkten sich zwar auch schon prima, aber die Farben sind wirklich prima!
    Schöne Grüße
    S+K

    AntwortenLöschen
  3. Ist das schön! Und ich bin sehr gespannt, ob Stefan jetzt auch mit einer roten Mütze zürückkommt....

    AntwortenLöschen
  4. Äh ja, das heißt nein... Die können so engmaschig Stricken, das muss man von Kind an lernen. Ich werde nie auf dieser Insel leben können. Da nehm' ich lieber den Strohhut.
    Viele Grüße Stefan

    AntwortenLöschen